Praxisseminar Elektromobilität – Vier Ausbildungsmodule für die heimischen Retter
Immer mehr E-Fahrzeuge befinden sich auf unseren Straßen und führen somit unweigerlich dazu, dass sich die Feuerwehren zunehmend auf diese neue Situation einstellen müssen. Neben elektrisch angetriebenen PKWs sind mittlerweile auch Transporter oder Test-LKWs auf den Straßen unterwegs und in Berlin erprobt die Feuerwehr derzeit bereits ein Löschfahrzeug mit Elektroantrieb. Seit zwei Jahren haben die Feuerwehren im Landkreis Traunstein die Möglichkeit, sich in vier Modulen mit unterschiedlichen Inhalten mit der Materie „Elektromobilität und Batterietechnik“ auseinander zu setzen. Nachdem bereits vor einigen Wochen in Nußdorf das entsprechende Praxismodul für zahlreiche Feuerwehren angeboten werden konnte, folgte nun ein Übungstag in Tacherting.
Neben dem elektrischen Antriebsstrang verändern insbesondere die verbauten Lithium-Ionen-Batterien die gewohnten Einsatztaktiken der Floriansjünger bei Verkehrsunfällen und Bränden. Der gesamte Ausbildungsblock besteht aus insgesamt vier aufeinander aufbauenden Modulen. Die ersten drei Teile wurden als Onlineseminar abgehalten und umfassen umfangreiche theoretische Vorkenntnisse sowie die notwendigen Grundlagen.
Das Modul 1 setzt sich mit den Gefahrenpotential von E-Fahrzeugen, der Fahrzeugidentifikation, der notwendigen persönliche Schutzausrüstung und den Rettungsmaßnahmen auseinander. Über das Wissen zu technischen Hilfsmitteln, der Brandbekämpfung sowie alternativen Löschmethoden und der Dekontamination informiert das zweite Modul. Dort wird auch anhand von Unfallbeispielen die veränderten Strategien zur Schadensbewältigung sowie der Einsatzablauf mit den Teilnehmern diskutiert. Einen wichtigen Blick über den Tellerrand ermöglicht der dritte Baustein, indem die bisher erworbenen Kenntnisse um E-Nutzfahrzeuge, E-Zweiräder oder E-Sonderfahrzeuge erweitert werden. Inhaltlich befasst sich dieses Modul auch mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen sowie stationären Energiespeichern wie beispielsweise für Photovoltaikanlagen.
„Feuerwehrler sind Praktiker und deshalb war es uns wichtig, dass wir auch unter realen Bedingungen üben können“, betonte der Fach-Kreisbrandmeister für das Ausbildungswesen Florian Ettmayr. Aus diesem Wunsch heraus entwickelte sich das vierte Modul dieser Ausbildungsreihe. Neben der Gefahrenbeurteilung von vier verschiedenen Unfallszenarien wurde das einsatztaktische Vorgehen an einem echten Fahrzeug trainiert. Dabei wurden die Sicherheitseinrichtungen der modernen E-Fahrzeuge ebenso unter die Lupe genommen wie das generelle Vorgehen, insbesondere das Risikomanagement an Unfallfahrzeugen mit Elektroantrieb. Unter dem Blickwinkel einer gezielten Gefahrenprävention wurde die Personenrettung und Brandbekämpfung mehrmals am Übungsfahrzeug durchgespielt. Damit wurde erreicht, dass die verschiedenen Rollen und Aufgaben der Mannschaft getauscht werden konnten.
„Am Ende ist auch der Unfall mit einem E-Auto unter Berücksichtigung der entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen für die Einsatzkräfte auch nur ein Unfall“, so der Ausbilder Christian Kern und ergänzt, „das Wissen und die Fertigkeiten, um eine so eine Situation unter Kontrolle zu behalten, vermitteln wir mit unseren Schulungen“. Zum Abschluss der intensiven Vormittage konnten sich die Ehrenamtlichen noch ein Bild der aktuellen Technik anhand von E-Fahrzeugen machen, die von der Firma Autowelt Ostermaier und der Gemeinde Tacherting sowie von FIAT Baumann und Fuhrmann Nutzfahrzeuge für die Ausbildung in Nußdorf zur Verfügung gestellt wurden.
„Es freut mich, dass wir mit diesem Angebot des Kreisfeuerwehrverbandes unseren Feuerwehren erneut die Möglichkeit geschaffen haben, sich dem technischen Fortschritt zu stellen und damit bei Einsätzen besser umgehen zu können“, freute Florian Ettmayr am Ende der beiden Lehrgänge.